Die Ausstellung als Ort des Betrachtens hat eine lange, durchaus nicht unproblematische Geschichte, wenn es um die Repräsentation von marginalisierten Gruppen geht. Während Institutionen wie Museen für die meisten die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit bislang Unbekanntem durch die Praxis der Betrachtung bieten, sind sie für Menschen, deren Körper und Lebensrealitäten außerhalb der gesellschaftlichen Norm stattfinden zumeist Orte des Betrachtet-Werdens – gemeinsam mit ähnlichen Schauplätzen wie Bühnen, Museen, Zirkussen und Kuriositäten-Schauen.
Die Position der Betrachtung ist in der Regel geknüpft an das Privileg, als selbstverständlicher Teil einer Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Außerhalb dieser Wahrnehmung wird ein Zutritt zu diesen Räumen häufig nur gewährt, wenn eins bereit ist, sich dem kolonialen Blick zu unterwerfen und zum betrachteten, bestaunten, begafften und ausgestellten Anderen zu werden. Dieser Vorgang des Ge-andert Werdens [1] ist für nicht-weiße, be_hinderte, psychopathologisierte, arme, nicht-cis und nicht-endo [2] Personen nach wie vor geknüpft an einen Alltag der Ungleichbehandlung in den meisten oder in allen Lebensbereichen. So hält der Streit um rechtliche Anerkennung von trans* und abinären Personen in der Bundesrepublik immer noch an und verhindert eine tiefergehende Auseinandersetzung mit wichtigen materiellen Fragen wie beispielsweise der prekären Lage von queeren Geflüchteten im deutschen Gesundheitssystem im Wege.
Wenn in Ausstellungen trans* und queere Körper Teil des Ausstellungsprozesses werden, müssen sich Betrachtende also die Frage stellen, wie sie selbst hinsichtlich bestehender Machtdynamiken von gesellschaftlicher Norm und betrachtetem Anderen positioniert sind. Der Ausstellungraum selbst muss Fragen an seine eigenen Traditionslinien des Ausstellens für den mehrheitsgesellschaftlichen Blick auf die marginalisierten Anderen aufwerfen.
Wann hören queere, nicht normative Körper auf, Objekte zu sein, die ausgestellt auf ihre Konsumption durch den Blick der Mehrheit warten? Wie gelingt der Bruch, mit tradierten Praktiken des Ausgestellt-Werdens, um gewaltvolle Deutungshoheiten umzuwerfen, um Betrachtenden ihren eigenen voyeuristischen Blick zu spiegeln?
Mine Pleasure Bouvar Wenzel für BÄM!