Marie Donike, “DAUNE” (Detail) | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Marie Donike, “DAUNE” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Leseecke, “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Leseecke, “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Ausstellungsansicht Sophia Schach, “Wir in der Höhle | soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Ausstellungsansicht Sophia Schach, “Wir in der Höhle | soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Ausstellungsansicht Sophia Schach, “Wir in der Höhle | soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Ausstellungsansicht Sophia Schach, "Wir in der Höhle | soft intentions", 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Konzert Ugnė Uma | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Amelie Gappa

Juliane Schmitt, “pillow-talk” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Amelie Gappa

Sarah Waschke, Mitmachaktion “Texture Embroidery” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Amelie Gappa

Besucherin der Audio-Intervention von Sascia Bailer, “they mistake our softness as weakness” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Amelie Gappa

Claire Lefèvre, Workshop | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Eröffnung, “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!, Foto © Viola Halfar

Eröffnung, “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!, Foto © Viola Halfar

Eröffnung, “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!, Foto © Viola Halfar

js bach, “ok” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!, Foto © Viola Halfar

Künstlerin Sophia Schach | ”soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Foto © Viola Halfar

Laura Schönlau, “UNFOLDING” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Filmstill: Luna Grüsgen

Laura Schönlau, “UNFOLDING” | “soft intentions”, 2025 | And She Was Like: BÄM!; Filmstill: Luna Grüsgen

Softness als Neugier. Softness als Emotionalität. Softness als kollektive Fürsorge. 

Gedanken zu einem Begriff und einer Ausstellung

Amelie Gappa

soft intentions, eine Ausstellung vom 18. Juli bis zum 1. August 2025 im Kunsthafen / Kunsthaus Rhenania, Köln

soft intentions war eine sehr persönliche Ausstellung. Sie umfasste alles, was mich begeistert: Sie ist interdisziplinär, verband damit unterschiedliche Medien und Menschen aus Wissenschaft und Praxis in einem Kontext miteinander. Sie sollte nahbar sein und beschäftigte sich mit Themen, die mich motivieren, weiter in der Kunst zu arbeiten – auch wenn alles meist schwer und gar nicht mal so soft ist.

Gerade deshalb passt das Thema Softness auch so wunderbar zu And She Was Like: BÄM! und dem 10-jährigen Jubiläum der Initiative. Die gemeinsame Arbeit im BÄM!-Team hat mich inspiriert: Mit einem offenen, wertschätzenden Umgang, der Raum für Unsicherheit und Verletzlichkeit lässt, geht ehrliche gegenseitige Unterstützung einher. In einer Arbeitswelt, die oft auf Konkurrenz und Selbstbehauptung basiert, empfinde ich das als etwas sehr einzigartig Softes. 

Ausgehend davon nutze ich Softness als Basis für meine kuratorische Arbeit und möchte mich davon leiten lassen: Emotionalität, Empathie, Zärtlichkeit, Nahbarkeit, Care, für andere, aber auch für sich selbst. Kuratieren soll meiner Meinung nach immer eine „support structure“ [1] darstellen, fungiert als Tragwerk eines sensiblen Konstrukts, in dem alle Beteiligten Bedeutung haben.

Mich interessiert Softness dabei auch als zeitgenössisches Phänomen. Wir finden das englische Wort Softness oder das Adjektiv soft in verschiedenen Kontexten, insbesondere in Titeln und Texten über Mode, Kunst oder Design: etwa Radical Softness als Name eines Berliner Designstudios. Oder Soft Power – als Aufdruck auf T-Shirts oder als Name eines Kunstraums in Berlin, der den Begriff aufgreift, der den Einfluss von Kultur und Kunst als sogenanntes „weiches“ Kapital auf Politik und Wirtschaft beschreibt, und ihn in seinem Programm kritisch hinterfragt. 

Softness wird mal als Begriff eingesetzt, um eine Haltung zu transportieren, mal um ästhetische Qualitäten zu beschreiben: fließende Formen, weiche Kurven, Materialien mit verführerischer Haptik. Eng verknüpft ist Softness auch mit der zeitgenössischen Strömung der Cute Art, in der Niedlichkeit, entgegen ihrer ursprünglichen Konnotationen genutzt wird, um auf unbequeme Themen aufmerksam zu machen und in ihrer Umdeutung als Empowerment-Tool zu fungieren. 

Emotionale Zurückhaltung gilt oft als Zeichen von Stärke, als Distinktionsmerkmal im Club elitärer Coolness, während Verletzlichkeit und Empfindsamkeit als Schwäche abgetan oder gar als Hysterie pathologisiert wird. In einer aufs Individuum ausgerichteten Welt erhält Selbstfürsorge und Achtsamkeit im Sinne einer Wellness-Kultur nur mehr oder minder unsere müden Körper im kapitalistischen Hamsterrad. Und wenn unsere Worte und sogar Fakten nicht ernst genommen werden: Wo kann Softness da ansetzen?

 

Softness als Emotionalität – als Katalysator für Handlungsfähigkeit, entgegen der Ohnmacht.  

Softness als Empathie, um sich in andere hineinversetzen zu können, selbst wenn Realitäten variieren.

Softness als kollektive Fürsorge – nicht nur für uns selbst einzustehen.

Softness als Sensibilität und Empfindsamkeit entgegen absoluter Rationalität. 

Softness auch als Verspieltheit, als Neugier und als Bereitschaft dazu zu lernen. 

 

Die Ausstellung soft intentions ist als Experiment gedacht, als performative-partizipative Ausstellung, die uns innerhalb der zwei Wochen einiges rund um den Begriff Softness beigebracht hat. Die Arbeit Wir in der Höhle der Kölner Künstlerin Sophia Schach war Ausgangspunkt für die Ausstellung. Das Projekt hat sie seit 2023 in verschiedenen Formen und Größen an unterschiedlichen Orten der Stadt realisiert. Für soft intentions entwickelte sie eine neue, ortsspezifische Version der textilen Installation, die sich erstmals im Verlauf der Ausstellung veränderte. 

 Ohne Sophias Arbeit würde es soft intentions nicht geben. Sie ist zentrales Element der Ausstellung und in ihr kulminieren zahlreiche Aspekte, die sich unter Softness subsumieren lassen. Ich möchte daher insbesondere Sophia ganz herzlich Danke sagen – für deine Offenheit, die Höhle erstmals einem einzigen Thema zu widmen. Danke für dein Vertrauen!

Wir in der Höhle ist nicht nur begehbare Installation, sondern wird auch zur Bühne für Performances, Workshops, Reading Sessions und ein Konzert. Die Künstlerinnen des Rahmenprogramms js bach, Sascia Bailer, Chiara Bartl-Salvi, Marie Donike, Claire Lefevre, Juliane Schmitt, Laura Schönlau, Ugne Uma, Sarah Waschke haben sich Softness aus ihren eigenen Perspektiven genähert. Performativ, musikalisch, tänzerisch und wissenschaftlich. Herzlichen Dank für eure großartige Arbeit! 

 

Danke auch besonders an BÄM! und das gesamte Team für den Support und die wichtige, unterstützende Arbeit im Rahmen dieses Projekts: Nelly Gawellek, Ilka Helmig, Katharina Klapdor-Ben Salem, Nathalie Grychtol, Florina Klubach, Anna Lytton, Leonie Cecilia Pietrovicci, Elisa Mux, Leonie Pfennig, Luise Pilz, Bożena Schimanski, Nathalie Schmidt, Caroline Streck. Lieben Dank allen, die uns anderweitig unterstützen, wie Lisa Heldmann oder die ich jetzt vergessen habe zu nennen. Und lieben Dank an meine tolle Assistenz Aenne, die uns mit so viel Power ganz wunderbar unterstützt hat. 

 

Happy Birthday, BÄM! Ein Jahrzehnt feministischer Perspektiven, kollektiver Arbeit und radikaler Offenheit. Ich bin stolz und dankbar, ein Teil dieses Teams zu sein. 

 

Und last but not least: Vielen lieben Dank an das Kulturamt für die großzügige Förderung unseres Projekts. 

 

[1] Céline Condorelli: „Support Structures“, 2009