Schon seit ihrer Kindheit liebt Aenne das Kino – manchmal schaut sie drei Filme an einem Tag. Auf Letterboxd sammelt sie ihre Eindrücke, sortiert, reflektiert und teilt. Für die Ausstellung soft intentions hat sie eine ganz persönliche Filmliste zusammengestellt: 12 Filme, die auf ganz unterschiedliche Weise Zärtlichkeit, Verbundenheit und Fürsorge verhandeln – oft durch einen queer-feministischen Blick.
Hier teilt Aenne ihre Gedanken zu Softness – und ihre kuratierte Filmauswahl für euch.
Eine Welt frei von Dominanzverhältnissen scheint unmöglich. Obwohl wir versuchen, uns von den Wertvorstellungen der Vergangenheit zu lösen, passiert es uns oft, dass wir klassisch-konservative Muster reproduzieren – stets mit einer leichten Abwandlung, um unsere Entscheidungen vor uns selbst und anderen zu rechtfertigen. Vielleicht versuchen wir sogar, mit Wut und Härte eine Herauslösung aus patriarchalen Verhältnissen zu erzwingen. Dabei bedienen wir uns jedoch an Attributen, die nicht gerade unproblematisch sind.
In einer Gesellschaft, die Härte und Produktivität über Emotionalität stellt, kann Sanftheit eine Form des Widerstands sein. Manchmal gelingt das – und manchmal merken wir, dass wir diese empathische Fürsorglichkeit verloren haben. Vielleicht, weil wir die Last nicht mehr tragen wollten. Vielleicht, weil man uns sagt, wir müssten sie tragen – und weitergeben. Das lässt uns zweifeln: Sollten wir nicht lieber abbrechen und uns aus dieser uns zugeschriebenen Verantwortung befreien?
Die 12 ausgewählten Filme behandeln Themen wie Mutterschaft, (sprachlosen) Dialog, das Sich-selbst-Erkennen im Gegenüber, Männer, die sich lieben, Wochenbettdepression – und Hexen. Es sind unterschiedliche Herangehensweisen, die kalte Wand zwischen uns selbst und den anderen zu durchbrechen, indem wir uns das Fühlen wieder erlauben. Auch durch die in den Filmen eröffneten Diskurse, sollte uns klar werden, dass nichts wichtiger ist als die Community (Gemeinschaft) und ihre Commons (Gemeingüter). Für mich liegt die Kraft des Filmemachens darin, sich durch verbildlichte Imagination und Phantasieräume in eine Zukunft hineinzudenken, die in der Realität noch nicht greifbar ist – damit eine sanfte Intention zu einer revolutionären Veränderung für alle führt.
Filme:
Aftersun (2022) von Charlotte Wells
I May Always Ask Her Anything (2023) von Silke Schönfeld
„Wonderful and respectful communication seen also traumatic events being discussed (or not explicitly) with so much love. Want to see more of this interesting artist.“ (Zit. Aenne, Letterboxd, 14.12.24)
Matthias & Maxime (2019) von Xavier Dolan
„Queer people hating and loving each other. Masterpiece. Crying and shaking because this movie was just giving relatable EMOTIONS omg and I am so happy for remembering Xavier Dolan speaking at CFF 23 and being present. Fangirling so much!“ (Zit. Aenne, letterboxd, 04.02.25)
Moon (2024) von Kurdwin Ayub
„Bruuuuuder wie gut war das“ (Zit. Aenne, letterboxd, 28.03.25)
Portrait of a Lady on Fire (2019) von Céline Sciamma
Sing Sing (2024) von Greg Kwedar
„I cried a river. This and the prison industrial complex by Angela Davis will radicalize you. And if not I don’t know what the f*ck is wrong with you. Best movie I saw this year so far. You will always get me with a beautiful true story and a story about uncertainty, as well as this systemically oppression all around the world.“ (Zit. Aenne, letterboxd, 09.03.25)
Taste of Cherry (1997) von Abbas Kiarostami
„This is by far the most beautiful depiction of how it is to feel the wish to die and how one little thing can change your life completely. I am so in love with this movie.“ (Zit. Aenne, letterboxd, 05.11.24)
The African Desperate (2022) von Martine Syms
The Five Devils (2022) von Léa Mysius
The Lost Daughter (2021) Maggie Gyllenhaal
The Watermelon Woman (1996) von Cheryl Dunye
„That was indeed a real pleasure. Go lesbian filmmakers go!“ (Zit. Aenne, Letterboxd, 07.10.24)
Witches (2024) von Elizabeth Sankey
„A manifesto on solidarity within motherhood and friendship and even more than that a wish for a coven. I am gonna rewatch this documentary in the future! And everyone needs to see this. Magical and sad but hopeful.“ (Zit. Aenne, letterboxd, 18.02.25)